Rocky Horror Show, Deutsches Theater Göttingen, 2013

  • 26.10.2013
  • Deutsches Theater Göttingen, Theaterplatz 11, 37073 Göttingen

2013 | Deutsches Theater Göttingen | Korrepetion, Sub Musikalische Leitung, Keyboardprogrammierung | Premiere 26.10.2013

Science-Fiction – The Rocky Horror Show

And Then a Step to the Right

Eines der am häufigsten gespielten Musicals auf deutschen Staats- und Stadttheaterbühnen – und jedesmal eine besondere Herausforderung für das Reinigungspersonal nach der Show… Michaela Dicu inszeniert die verrückte Geschichte um Sweet Transvestite Frank’n’Furter und sein selbst erschaffenes Monster Rocky in Göttingen. (Text: Andreas Gundelach)

  • Korrepetition
  • Musikalische Proben
  • Keyboard, Sound- und Keyboardprogrammierung
  • SUB Musikalische Leitung, Co-Dirigat

Besetzung

Kreativteam

Inszenierung Michaela Dicu
Musikalische Leitung Albrecht Ziepert
Choreografie Britta Pudelko
Bühne Fabian Gold
Kostüme Judith Adam
Musikalische Einstudierung Annette Jahr
Korrepetition, Sub Musik. Leitung Steffen Ramswig
Dramaturgie Anna Gerhards

Besetzung

Magenta Nadine Nollau
Brad Andreas Schneider
Janet Anja Schreiber
Erzähler/ Dr. Scott Lutz Gebhardt
Riff-Raff Karl Miller
Columbia Sarah Schermuly
Frank’N’Furter Benjamin Krüger
Rocky Nikolaus Kühn
Eddie Peter Füllgrabe
Phantome
Transilvanians Christian Albert
Aaron Bircher
Clara Blomeyer
Friedericke Häßner
Florian Heinke
Birgit Leberech
Franziska-Sophie Lindemann
Emma Schisler
Laura Schneider

Natürlich wissen wir nicht, was die Zuschauer drunter tragen. Im Deutschen Theater Göttingen waren sie jedenfalls in feiner Abendgarderobe erschienen, während auf der Bühne die jüngste Ausgabe der „Rocky Horror Show“ Premiere feierte. Modern, pointiert und schrill inszeniert von Michaela Dicu.

Eine stilisierte Dampfmaschine des Bühnenbildners Fabian Gold, montiert auf einer Drehbühne, bietet dazu die passende Spielfläche. Das monumentale Bühnenbild verzichtet auf Seitenvorhänge und nutzt stattdessen die nackten, stimmig beleuchteten Theaterwände und Lichtgalerien als Rückkulisse. Passend zum Stück wird hier nichts versteckt.

Das Göttinger Ensemble investiert stark in die Entwicklung der Charaktere. Benjamin Krüger als Frank N’ Further legt seine Rolle dabei zu Beginn überraschend unglamourös an, das Augenmerk liegt klar auf dem exzentrischen Wissenschaftler. Mehr und mehr stößt er im Laufe des Abends in die Abgründe seiner Rolle vor. Und seine Kollegen tun es ihm gleich. Da springt der zunächst sehr vornehm auftretende Riff-Raff (Karl Miller) später exzentrisch lachend auf der Bühne auf und ab, Magenta ist zunehmend und sichtlich genervt vom Treiben des transilvanischen Wissenschaftlers und Rocky entdeckt immer mehr Möglichkeiten seines praktischen Schraubverschlusses in der Leistengegend… Ihre Spielfreude und ihr handwerkliches Geschick sind diesem Ensemble anzusehen. Die unikaten Kostüme von Judith Adam unterstützen sie dabei formvollendet. Etwas ungewöhnlich ist die Besetzung von Magenta (Nadine Nollau) und Columbia (Sarah Schermuly), die optisch in der jeweils anderen Rolle zu erwarten gewesen wären. Ihre Interpretationen der jeweiligen Rolle hingegen sind erstklassig und so stellt sich nach kurzer Eingewöhnung auch diese Besetzung als unerwarteter Glücksgriff heraus.

Wenn schließlich zur Floorshow Frank N’ Further nur noch in seidener Damenunterwäsche durch die Sitzreihen im Publikum zieht, Janet (Anja Schreiber) im knappen Krankenschwestern-Outfit auf die Bühne stöckelt und Brad (stimmlich hervorragend: Andreas Schneider) die Hosen herunter lässt, ist die Stimmung im Saal des Deutschen Theaters auf dem Siedepunkt

Gesanglich hakt es in der besuchten Vorstellung an der ein oder anderen Stelle. Verpasste Einsätze, knapp verfehlte Töne und eine nicht optimale Verstärkung der sechsköpfigen Band trüben den Hörgenuss ein wenig. Hier wird offensichtlich, dass ein Schauspielensemble den Sprung hin zum Musical wagt. Kleine Patzer werden allerdings durch das erstklassige Spiel der Akteure mehr als wett gemacht. Dicu und ihr Team überraschen immer wieder mit pointierten Umdeutungen von Details, unerwartet interpretierten Musikstücken und pfiffigen Einfällen des Bühnenbilds.

Nur das Göttinger Publikum hatte seine Hausaufgaben nicht gemacht. Wenige Taschenlampen, sehr wenige Partyhüte, kein Reis, keine Wasserpistolen oder Zeitungen kamen zum Einsatz. Schade, denn dieses Stück hat noch mehr zu bieten und lädt geradezu zum Mitmachen ein. Immer wieder wechseln die Schauspieler in ihren Monologen ins englische Original. Auch die Songtexte sind zum Glück einer Übersetzung entgangen und haben so ihren Wortwitz nicht eingebüßt. Das durchweg stimmige Licht lädt beim „Timewarp“ durch Einbeziehung des Saals sogar ausdrücklich zum Mitmachen ein.

Wir empfehlen: High-Heels und Netzstrümpfe aus dem Schrank holen, die Mitmachtasche packen und ab ins Deutsche Theater. Und falls doch mal ein Ton daneben geht: Einfach laut mitsingen. Don’t dream it, be it!

(Text: Alexander Gundelach, Rezension vom 26.10.2013)

  • Premiere: Sa, 26.10.2013
  • 20 Aufführungen bis 19.07.2014

Termininfo :

  • Startdatum:26.10.2013
  • Enddatum:19.07.2014
  • Standort:Deutsches Theater Göttingen, Theaterplatz 11, 37073 Göttingen